Die Gesundheitszuhörtour der Bundestagsabgeordneten geht in die nächste Runde. Mit dem Ziel, die Herausforderungen des Gesundheitssektors der Region zu erfassen, besuchte Nezahat Baradari zuletzt das Nierenzentrum Lüdenscheid in der Buckesfelder

Bildbeschreibung: v.l.n.r. Steffi Schmidt (Stationsleitung) Dr. med. Walter Lehne, Solveig Ehringhaus (Partientin), Nezahat Baradari (SPD-MdB), Dimitrij Neumann (Shunt-Team), Dr. med. Olaf Loke; Foto: Bundestagsbüro Nezahat Baradari MdB

Mit dem Motto „der Mensch im Mittelpunkt“ hatten die anwesenden Ärzte und die Abgeordnete gleich eine Gemeinsamkeit gefunden. Das gleichlautende Motto der Dialysepraxis hatte die Abgeordnete schon in ihrem Wahlkampf vor vielen Jahren genutzt. Doch gerade dieses Motto steht nun auf dem Spiel. Finanzielle Belastungen und Fachkräftemangel bei Pflegekräften sorgen immer häufiger dazu, dass nephrologische Praxen an internationale Konzerne und sog. Private Equity-Gesellschaften verkauft werden. Diese Entwicklung beobachten die Ärzte mit Sorge. „Die individuelle Betreuung der Patientinnen und Patienten durch uns und unsere Pflegekräfte ist der Kern unserer Arbeit. Wir müssen eine ausschließlich gewinnorientierte medizinische Therapie verhindern“, gaben sich Dr. Christoph Mohler und Dr. Walter Lehne kämpferisch. Auch die Abgeordnete zeigte sich besorgt, „eine beunruhigende Vorstellung, dass die Patienten nur noch an eine Maschine angeschlossen und dann allein gelassen werden“. Schließlich ist sie selbst Ärztin und weiß, wie wichtig der direkte Kontakt zu den Patientinnen und Patienten ist. Erst im gemeinsamen Gespräch, wenn man sich Zeit für die Patientinnen und Patienten nimmt, kann man Ursachen und Krankheitsfolgen richtig einschätzen sowie Vertrauen aufbauen. Präventive Maßnahmen können so besser funktionieren und die Gesundheit der Menschen geschützt werden.

Eine weitere Herausforderung für die Nephrologie ist der Mangel an Fachärztinnen und -ärzten für Nephrologie. Um in einer Dialysepraxis zu arbeiten, muss jemand Internist sein und zusätzlich über die Weiterbildung Nephrologie verfügen. Diesen Weg gehen leider nicht mehr viele, da die wirtschaftliche Belastung der ambulanten Dialysezentren immer größer wird, berichtete Dr. Olaf Loke der Abgeordneten. Mit der Einführung der Dialysepauschale 2002 und deren Senkung wiederum in 2013 ist der Beruf des Nephrologen immer weniger attraktiv für Nachwuchs aus der Ärzteschaft. Diese Entwicklung ist besonders dramatisch, da die Fachkräfte aus den ambulanten Praxen in die Krankenhäuser abwandern, da diese die Lohnsteigerungen an die Kostenträger weitergeben können. Die Brückensperrung wirke sich eindeutig auf die Fahrtzeit der Fachpflegekräfte aus, die aus dem Ruhrgebiet kommen. Noch wäre die Verbundenheit der Beschäftigten mit dem Standort Lüdenscheid gegeben. Auch forderten Mohler und Lehne, dass Dialysezentren als kritische Infrastruktur eingestuft und ungehinderten Zugang zu Energie bekommen müssten, denn ohne eine Dialyse überlebt kein einziger Patient.

„Es ziehen dunkle Wolken am Himmel des Gesundheitssektors auch in meinem Wahlkreis auf. Ich werde die Herausforderungen weiter sammeln und gebündelt in den Gesundheitsausschuss hineintragen“, beteuerte die Abgeordnete Baradari abschließend.

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