Zur rechten Zeit am rechten Ort: Erneut lud das Berufskolleg des Kreises Olpe, seit Ende 2021 offizielle Europaschule in Nordrhein-Westfalen, die SPD-Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari zum EU-Schulprojekttag ein. Baradari wiederum ist ordentliches Mitglied im Bundestagsausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union, kurz EU-Ausschuss genannt.

Im frei gelegenen Pausenhof des Kollegs in der Kurfürst-Heinrich-Straße hatten sich viele Schülerinnen und Schüler versammelt, um mit der Politikerin zu diskutieren, Fragen zu stellen und ihre eigene Meinung zu sagen. Von unterschiedlichster Herkunft bilden sie ein „multikulturelles Potpourri“, so Stephanie Alff, Europabeauftragte des Kollegs.

, Europa kommt in die Schule! Nezahat Baradari diskutiert mit wissbegierigen Schülern

Foto: Bundestagsbüro Nezahat Baradari MdB

Die Abgeordnete begann mit einem Impulsvortrag über die komplizierte Organisation der heutigen EU und die Geschichte, Beweggründe und Ziele der EU – von der nur sechs Jahren nach dem verheerenden 2. Weltkrieg gegründeten Montanunion bis heute, wo durch den „Angriffskrieg auf die Ukraine“ wieder dunkle Wolken am Horizont aufziehen. Damit kommt Baradari zu dem für sie Wichtigsten an der EU: „Wirtschaft ist nicht alles. Die EU ist von Anfang an und bis heute und auch in Zukunft ein großes Friedensprojekt“. Dass die einzelnen Mitgliedstaaten auch eigene Interesse haben, sei zunächst nur „normal“ und solle auch nicht überwertet werden. Es gehe darum, die „Herausforderungen, die die Menschheit mit der Klimakrise, der Pandemie und dem Krieg hat, trotz Unterschieden gemeinsam zu lösen“. Dazu gehöre auch der Respekt vor anderen Staaten und eine gemeinsame Sozialpolitik. Denn, so die Abgeordnete weiter: „Gemeinsam Ungerechtigkeiten zu beseitigen und sozial zu handeln, sind ein entscheidender Teil der Friedenspolitik“.

Die wissbegierigen Fragen der Schülerinnen und Schüler waren klug und zeigten das Engagement der jungen Menschen. Und sie waren zahlreich und vielschichtig. Hier nur einige von ihnen: Warum gibt es keine Patentfreigabe für den Coronaimpfstoff? Wie ist der Zusammenhang zwischen Europa und der NATO? Braucht es eine eigenständigere europäische Sicherheitspolitik, gar eine Europäische Armee? Warum werden ukrainische Flüchtlinge in Sachen Bildungs- und Arbeitsmarktzugängen besser gestellt, als zum Beispiel syrische Flüchtlinge? Wie sieht die Abgeordnete einen Beitritt der Türkei in die EU? Wie sind Menschenrechte mit den Zuständen in Flüchtlingscamps und den sogenannten Pushbacks der Frontex, der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache, vereinbar? Ist die derzeitige Inflation auch durch massive Börsen- und Finanzmarktspekulationen getrieben? Wie sieht die politische Einstellung zum Lithiumabbau und seltenen Erden aus? Einen weiten Rahmen nahm naturgemäß der Ukrainekrieg ein und Fragen nach Diskriminierungserfahrung Baradaris wegen ihres Migrationshintergrunds und als Frau.

Baradari beantwortete alle Fragen durchaus souverän und nicht nur aus „offizieller“ Sichtweise als Europa-Politikerin. Immer wieder floss auch ihre eigene ehrliche Meinung aus ihren Erfahrungen als Mensch ein, was den Schülerinnen und Schülern offenkundig imponierte und die Politikerin sehr nahbar machte. Übrigens: Den EU-Projekttag gibt es bereits seit 2007. Er ging aus der damaligen deutschen EU-Ratspräsidentschaft hervor und wurde zu einem Erfolgsprojekt. Seitdem besuchen Politikerinnen und Politiker bundesweit Schulen. Nezahat Baradari versprach, sehr gerne auch zum nächsten Projekttag in einem Jahr wieder an das Berufskolleg des Kreises Olpe zu kommen.

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