„Menschen mit sozialen Schwierigkeiten eine Chance geben“
Lüdenscheid. Die Auswirkungen der Corona-Krise haben auch die Evangelische Perthes-Stiftung e.V. kalt erwischt. Die heimische SPD-Bundestagsabgeordnete Nezahat Baradari nahm die sitzungsfreie Woche zum Anlass, sich vor Ort ein Bild zu machen. Im Gespräch mit Andreas vom Ende, Einrichtungsleiter des Amalie-Sieveking-Haus (Wohnhaus der Evangelische-Perthes-Stiftung e.V), sowie seinem Kollegen Christoph Mertens von der Geschäftsbereichsleitung hörte sie zu, „wo der Schuh drückt“.
Das Amalie-Sieveking-Haus bietet Hilfen für Personen an, bei denen besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten verbunden sind sowie Unterstützung, Beratung und Versorgung benötigt werden. Insgesamt 40 Frauen und Männer können im Wohnhaus an der Viktoriastr. 7 oder in dezentralen Wohnungen im Stadtgebiet das ganze Jahr über untergebracht werden. „Viele unserer Klientinnen und Klienten weisen lange Biografien von der ersten Gewalterfahrung, über Traumata bis hin zur Sucht auf. Unsere Aufgabe besteht darin, den Menschen ein kleines bisschen Sicherheit zurückzugeben“, so Andreas vom Ende.
Die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses leben für gewöhnlich von einem bunten Miteinander. Es wird zusammen gekocht, gemeinsam gegessen und eigekauft. „Das kann man nicht auf einen Schlag herunterfahren“, erläutert der Einrichtungsleiter.

Ein spezielles Problem auf das Christoph Mertens hinwies, ist das veränderte Suchtverhalten der Menschen. „Früher wurde eher Alkohol konsumiert, heute hingegen haben es die Einrichtungen mit einer Vielzahl illegaler Suchtmittel zu tun. Problem ist, dass nicht ausreichend Substitionsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Das erschwert die Substitutionsbehandlung erheblich“, so Mertens. Das kennt die heimische Bundestagsabgeordnete aus ihrer beruflichen Erfahrung als Kinder- und Jugendärztin: „Es gibt immer weniger Ärztinnen und Ärzte, die Substitutionstherapie anbieten, obwohl die Hürde zur Erlangung der Qualifikation gesunken ist. Leider wird das Thema nicht an der Wurzel angegangen, daher sollte Suchtprävention bereits im Kindes- und Jugendalter viel mehr in das Bewusstsein der Gesellschaft gerückt werden.“
Ein großes Problem ist auch lt. Geschäftsbereichsleitung Mertens, dass für die Aufnahme in die Einrichtung zwei Coronatestungen verlangt, aber die Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen werden.
„Der Bundesgesundheitsminister Spahn muss seiner Zusage der Kostenübernahme der Coronatestungen endlich Taten folgen lassen. Wir können Menschen mit sozialen und psychischen Problemen in der Pandemie nicht alleine lassen.“ forderte die Bundestagsabgeordnete und versprach dieses Problem, in ihrem Koffer mit nach Berlin zu nehmen.
Sehr positiv wurde über die Zusammenarbeit des Amalie-Sieveking-Hauses mit der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) -gefördert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales- berichtet.
„Die Rehabilitation und Teilhabe ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, dennoch müssen wir uns weiter für die Menschen mit besonderen Lebensumständen einsetzen“ so Nezahat Baradari (MdB) weiter.
Sie zollte den Beschäftigten Respekt für ihr Engagement gegenüber den Bewohnerinnen und Bewohnern – gerade in Zeiten von Corona.
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